Die Sommer in Stahnsdorf werden heißer, die Starkregen heftiger. Viele von uns haben es beobachtet: Nach einem Gewitter steht das Wasser oft stundenlang auf Straßen, verdichteten Böden oder Rasenflächen, statt wie erhofft zu versickern. Dies ist kein Zufall, sondern ein Symptom für ein grundlegendes Problem unserer Siedlungsstruktur und es bedroht direkt unsere wertvollen, gesetzlich geschützten Bäume. Die Stahnsdorfer Baumschutzsatzung unterstreicht die immense Bedeutung der Bäume, doch ihre Gesundheit ist durch diese Entwicklungen gefährdet.
Das Problem: Versiegelte Böden und Klimaextreme
- „Badewanneneffekt“ bei Starkregen: Stark verdichtete oder versiegelte Böden können große Wassermengen nicht schnell genug aufnehmen. Das Wasser fließt oberflächlich ab, statt zu versickern. Dies führt zu lokalen Überflutungen und belastet die Kanalisation. Gleichzeitig wird das für Bäume und Grundwasser so wichtige Sickerwasser reduziert. Studien des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) belegen, dass urban geprägte Gebiete besonders anfällig für diese Art von „Oberflächenabfluss“ sind.
- Trockenstress für Bäume: Vorangegangene Hitzeperioden trocknen die oberen Bodenschichten aus. Selbst wenn Regen fällt, kann der knochentrockene, oft verdichtete Boden das Wasser zunächst nur schlecht aufnehmen. Ein Großteil verdunstet schnell wieder, bevor er tief zu den Baumwurzeln vordringen kann. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt deutlich den Trend zu längeren Trockenphasen und intensiveren Hitzewellen in unserer Region.
Warum das unsere Bäume (und uns!) betrifft – Der Schutzauftrag der Satzung
Die Stahnsdorfer Baumschutzsatzung (§ 1 Abs. 2) formuliert klar den Schutzzweck: Bäume sollen erhalten werden, um die „Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes“ zu sichern und das Ortsbild zu beleben. Bäume sind essenzielle natürliche Klimaanlagen:
Nutzen der Bäume
Sie kühlen durch Verdunstung ihre direkte Umgebung um mehrere Grad.
Sie binden CO2 und verbessern die Luftqualität.
Ihre Wurzeln lockern den Boden und verbessern die Versickerungsfähigkeit von Regenwasser.
Sie bieten Lebensraum für Tiere.

Doch Trockenstress durch Hitze und mangelnde Wasserversickerung schwächt Bäume massiv. Geschwächte Bäume sind anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Das Absterben geschützter Bäume (§ 2 BaumSchS) wäre ein schwerer Verlust für das Ortsklima und die Biodiversität. Auch die vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen (§ 7 BaumSchS) haben es schwer: Jungbäume benötigen besonders viel Wasser in den ersten Jahren, um anzuwachsen – genau dann, wenn der Boden oft am trockensten ist.
Die Baumschutzsatzung als wichtiger Rahmen – und wo wir handeln müssen
Die Satzung schützt bestehende Bäume (§ 4: Verbotene und zulässige Handlungen) und fordert bei Fällungen Ersatzpflanzungen (§ 7). Diese sind entscheidend für den Erhalt des Baumbestandes und seiner positiven Wirkungen. Allerdings:
- Überlebenskampf der Neupflanzungen: Die klimatischen Bedingungen machen es jungen Bäumen extrem schwer, anzuwachsen und zu überleben. Die geforderte „Baumschulqualität mit 12-14 cm Stammumfang“ (§ 7 Abs. 2) ist ein guter Start, reicht aber ohne ausreichende Wasserversorgung oft nicht aus.
- Wurzelraum ist Lebensraum: § 4 Abs. 1 schützt explizit den Wurzelbereich. Verdichtung und Versiegelung in diesem Bereich schädigen den Baum nachhaltig und beeinträchtigen die Wasseraufnahme – genau das Gegenteil von dem, was wir bei Starkregen brauchen.
Was wir gemeinsam tun können: Lösungsansätze für Stahnsdorf
- Boden entsiegeln und aufwerten: Wo immer möglich, sollten versiegelte Flächen zurückgebaut werden. Durchlässige Beläge helfen, Regenwasser lokal zurückzuhalten und langsam versickern zu lassen. Dies kommt direkt den umliegenden Bäumen zugute.
- Bäume gezielt wässern: Besonders junge Bäume und alte Bäume in hitzeexponierten Lagen brauchen in Trockenperioden unsere Unterstützung.
- Effizientes Gießen (selten, aber durchdringend, am besten früh morgens oder spät abends) ist wichtiger als häufiges, oberflächliches Sprengen.
- Regenwasser nutzen: Das Auffangen von Regenwasser in Tonnen entlastet nicht nur die Kanalisation bei Starkregen, sondern liefert auch wertvolles, kalkarmes Gießwasser für trockene Phasen.
- Bodenpflege in Gärten: Kompost einarbeiten, Mulchen und das Vermeiden von Bodenverdichtung verbessert die Bodenstruktur und Wasserspeicherfähigkeit auch auf privaten Grundstücken.
- Den Schutz der Wurzelräume ernst nehmen: Bei Bauvorhaben oder Bodenarbeiten in der Nähe geschützter Bäume muss der sensible Wurzelbereich (§ 4 Abs. 1 BaumSchS) strikt beachtet werden. Verdichtung durch schwere Maschinen ist zu vermeiden.
Fazit: Gesunde Bäume – ein kühlerer, widerstandsfähigerer Ort
Indem wir gemeinsam dafür sorgen, dass Regenwasser besser versickern kann und unsere Bäume – besonders die jungen – durch gezieltes Wässern unterstützen, investieren wir direkt in die Zukunftsfähigkeit Stahnsdorfs. Wir stärken die natürliche Klimaanlage unseres Ortes, verbessern die Lebensqualität und helfen, die Artenvielfalt zu bewahren.
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